Projektseite Wingertstrasse

WINGERTSTRASSE, BÜDINGEN
Private Bauherrschaft

Die Villa an der Wingertstrasse wurde 1905 als Wohnhaus für den Gymnasial-Oberlehrer Dr. A. Kraemer entworfen und erbaut. Das in den vergangenen 50 Jahren mehrfach umgebaute Objekt hat etwas unter den modernen Baustoffen und Geschmäckern gelitten. So vermisst die Front seit den 60er Jahren ihr Zwerchhaus und die Rückseite das Spiel von Vor- und Rücksprüngen aufgrund eines Anbaus. Die Dachlandschaft wurde durch den Aufbau einer voluminösen Schleppgaube und zahlreicher Dachflächenfenster wenig aufgewertet. Der Bauherr hat sich vorgenommen, diesen Manko eines Tages zu beheben und dabei schließlich auch die unpassende Frankfurter Pfanne vom Dach zu jagen. Zuvor galt es jedoch erstmal selbst einzuziehen und frischen Wind in das Gebäude zu bringen. Für das Paar mit drei Kindern wurde eine völlig neue Raumfolge entwicklet. Nichts blieb da, wo es einmal gewesen: Küche vor den Balkon, direkter Anschluss zum Wohn-Esszimmer, Garderobe mit mehr Platz und einer wieder entdeckten Schiebetüre. Das Bad räumte das schönste Zimmer im Haus für die kleine Tochter und rutschte auf gegenüberliegende Seite der Abendsonne entgegen. Begonnen hat die Baumaßnahme jedoch mit dem zum Wintergarten mutierte historischen Balkon. Ihn galt es zu neuem Leben zu erwecken und der Villa zusätzich durch neu gefertigte historische Fenster wieder ein klassisches Gesicht zu geben. Leider fehlt noch immer das verlorene Zwerchhaus auf der Schauseite. Dafür warten die Innenräume ab sofort mit ganz neuem Ambiente auf. Die historischen Dielenböden wurden teils erneuert, teils im Bestand erhalten, geschliffen und geölt. Die Wandoberfächen wurden mit Lehm überspachtelt und in Leimfarbe in unterschiedlichsten Farben gestrichen. Die Decken erhielten Makulatur und wurden geweißelt. Weiter konnte in die Küche ein historischer Fliesenboden mit Einlegern aus einem anderen Haus im Großfamilienbesitz "geerntet" werden, um ihn hier wieder neu präsentieren zu können. Die ursprünglich offene Diele vor dem Treppenhaus läd mit frisch überarbeiteten Terrazzo zum Eintreten ein und die Treppe in dunkelbraun wurde von allen Farben und Belägen befreit und wartet nach dem Einzug nun auf den ersten Anstrich. Ein wunderfolles Haus, voll mit den Ideen der Bauherrschaft, einer sehnsüchtig werden lassenden Aussicht und jeder Menge Altem und doch auch Neuem, ohne das der Denkmalschutz überhaupt eine Rolle gespielt hatte.
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