Projektseite Naumburger

LUTHERISCHES PFARRHAUS, NIDDERAU-WINDECKEN
Private Bauherrschaft in Kooperation mit Joris van Apers Studio, Reet, Belgien

Dieses Projekt verlief etwas drunter und drüber. Zu allererst wurden wir eigentlich wegen eines Problems mit aufsteigender Feuchte im Bereich der Terrasse gerufen. Doch dann entwickelte sich das Projekt aus einer Terrassensanierung zu einer kompletten Umgestaltung des Wohnhauses, bzw. der relevanten Teile für das Leben der hier sechsköpfigen Familie. Grund für diese radikale Projektwende war eine Zeichnung aus unserem Büro in Kombination mit einem Besuch in Belgien beim Innenarchitekt Joris van Apers.
Unsere Zeichnung hatte den Hintergrund, dass wir zwar einen Auftrag für die Sanierung der Terrasse erhalten hatten, aber der Wunsch nach mehr Zugang vom davor gelegenen Esszimmer durch den Denkmalschutz verhindert wurde und wir daraus resultierend einen Umgestaltung des Erdgeschosses vorschlugen. Die Küche, ursprünglich in einem seitlichen engen und lagen Raum, war deutlich in die Tage gekommen und sollte ohnehin erneuert werden. Daraus resultierte unsere Motivation die Küche doch anstelle des Gäste-WC und der überdimensionierten Garderobe zu platzieren, womit ein riesiger Empfangs- und Lebensraum resultieren konnte, der zudem von zwei Seiten ins Freie führte; zu Terrasse auf der einen, zum fantastischen Garten auf der anderen. In Kombination mit dem Traum und Wunsch nach einer belgischen Landhausküche der Bauherrschaft war ein neuer Plan geboren und dieser schließlich in die Tat umgesetzt. 
Das Projekt hatte nicht nur im Zuge seiner Entwicklung und der mit ihr neuen Ziele seine Überraschungen. Auch die Arbeit mit dem belgischen Innenarchitekt stellte uns vor koordinatorische Herausforderungen, über diese hinaus der historische und kulturdenkmalgeschützte Bestand seine zusätzlichen Aufgaben an uns formulierte. Das Lutherische Pfarrhaus zeigte, bzw. genau das tat es eben nicht, eine durchaus bewegte, bauhistorische Geschichte mit zahlreichen Umbauphasen, denen die Sanierung aus den 80ern mit einem tief verwurzelten Glauben an die Bauindustrie ihr Spitze des Eisbergs aufsetzte. So wurde die Statik des Gebäudes zu einem Irrgarten, dem man den richtigen Weg der Lasten abringen musste um ihn schließlich mit gehörig Stahl und Beton entgegenzutreten; heute noch sichtbar an dem Potpourri dreier Stützen vor dem Küchenblock. Aber auch Kieselwasserglas sorgte für abgedichtete Oberflächen auf den Sandsteinwänden; ganz im Gegenteil dazu ihr Kern der nach Öffnung des Putzes triefend nass und blutrot fast die Aufgabe seiner Steinigkeit in Erwägung zog. Entsprechend angespannt zeigten sich auch die Kupferleitungen innerhalb des Mauerwerks, die durchgerostet zur Radikalisierung der Situation beitrugen. Wir haben Fachwerk ersetzt, Fassaden neu verschiefert, Wände neu verputzt, von innen gedämmt und handwerklich mit Lehm und Kalk gearbeitet. Eine Balkendecke wurde freigelegt und die Stuckelemente der anderen restauriert, spezieller Fließestrich in dünnster Form eingebracht und so und so alle Elektroleitungen und sanitären Installationen einschließlich der Heizungsleitungen erneuert .... Schlussendlich konnten alle Hürden genommen werden, welche für den Ausbau von belgischer Seite an uns gerichtet waren. Selbst der Gaskamin mit belgischem Prüfzeugnis und niederländischer Bedienungsanleitung ohne Schornstein, nur mit seitlichem Abgasauslass, konnte abgenommen werden und in Betrieb gehen. Und somit flackert auch heute das Feuer in der wirklich erstaunlich atmosphärischen nagelneuen Wohnküche des lutherischen Pfarrhauses. Ein gelungenes Projekt mit Alleinstellungsmerkmal, welches ganz anders gedacht, wieder anders geplant und nochmal anders erfolgreich umgesetzt wurde. Vielen Dank für das Vertrauen, das Durchhaltevermögen und die Geduld ... "Am Ende wird alles gut! Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende." Oscar Wilde
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