Projektseite Amtshaus

EHEMALIGES AMTSHAUS DER BURG FRIEDBERG, NIDDATAL-KAICHEN
Öffentliche Bauherrschaft

Das als Kulturdenkmal eingetragene Amtshaus der Burg Friedberg wurde Ende des 18. Jahrhunderts als zweigeschossiger Fachwerkbau in Kaichen errichtet. Das barock ausgestalte Sichtfachwerk ist klar und streng geliedert, wird mittig durch das noch bauzeitliche Portal samt Doppelflügeltür erschlossen und beherbergte im Erdgeschoss die lokale Amtsstube. Seitlich, von Osten her, verfügte das Haus über eine in das Amtshaus integrierte Remise, die mit einem Doppelflügeltor abgeschlossen wurde. Diese fiel zu einem späterer Zeitpunkt der Nutzung als Schulhaus zum Opfer und die Fassade wurde im Stil der Fassadengestaltung verschlossen. Heute muss man schon sehr genau schauen, um die ehemalige Toröffnung im Bestand wiederzufinden. Im oberen Stockwerk müssen sich wohl die Wohnräume des Amtsherren befunden haben der darüber hinaus über einen repräsentativen Saal auf der südwestlichen Gebäudeecke mit insgestamt 2x3 Fensterachsen verfügte und mit einem Überzug im Dachgeschoss stützenfrei hergestellt war. Das Dach selbst diente damals wie heute ausschließlich Lagerzwecken.
Das Projekt begann in unserem Büro mit der Überarbeitung der Grundlagen im Jahr 2015. Im Vorfeld hatte sich ein Kollege an das Werk gemacht das Projekt zu erfassen und mit dem zum Haus gehörenden Bürgerverein und Stadt ein Konzept für die Nachnutzung des ansonsten leer stehenden Gebäudes zu erarbeiten. Nach der Übernahme mussten zu allererst die Pläne ertüchtigt und das Nutzungskonzept in den Bestand gestrickt werden. Seit dem befinden sich im Erdgeschoss ein Dorfgemeinschafts- und Vereinsraum zur Verfügung, der für alle Treffen, Feiern und auch als Standesamt für den Bund der Ehe genutzt werden kann. Dem gegenüber wurde ein Schulungsraum installiert, dem angeschlossen eine Küche samt Lagerfläche untergekommen ist, die für allerlei Anlässe herhalten kann und darf, damt in und um den lange Jahre vernachlässigten Bau auch wieder Leben, Feste und Aktivitäten stattfinden können.
Über den Flur in der Mitte geht es die bauzeitliche Treppe in das Obergeschoss und von hier sehr direkt rechts und links in zwei unterschiedliche Wohneinheiten. Die eine Wohnheit ist sehr kompakt, schafft aber Platz für eine Essküche mit schmalem Wohnzimmer, Schlafzimmer mit Garderobe und einem Badezimmer im Anbautrakt des Amtshauses, der in den 80ern wohl genau für diese Nutzung angebaut wurde. Die gegenüberliegende Einheit hat den Luxus, den ehemaligen Amtssaal mit seinen rund 30qm als großzügige Wohnküche nutzen zu können. Anosnten wurde der Schlafbereich mit vorgestellter Garderobe und identischem Badezimmer wie vis á vis schon beschrieben geplant.
Geplant war so einiges.... vor allem ein viel einfacheres Verfahren mit passendem Kostenrahmen, zahlreichen Fördermitteln und einem schnellen Bauablauf. Nachdem wir den Auftrag 2015 erhalten hatten konnten wir erst Ende 2016 die Genehmigung erlangen. 2017 erhielten wir schließlich den Auftrag für die Umsetzung der Planung, die 2018 erfolgte und mit ersten Ausschreibungen sowie deren Beauftragungen schließlich im August 2018 zum lange ersehnten Baubeginn führten. Eigentlich hatte die Baustelle gut Fahrt aufgenommen, vieles lief wie am Schnürchen bis wir nach gut einem halben Jahr Bauzeit feststellen mussten, dass das in Kostenaufstellung und im Auftrag des Zimmermanns veranschlagte Honorar für die Fachwerkarbeiten gerade für die Sanierung des Erdgeschosses ausreichen wird. Die im Vorfeld fremd vergebenen Untersuchung inkl. Schadenskartierung hielt leider nicht im geringsten dem Bestand stand. Zahlreiche Hölzer schienen zwar von innen wie von außen sehr intakt, doch tatsächlich mussten wir immer wieder Kernfäule entdecken, die eine exorbitante Massenmehrung mit sich führte und schließlich den gesamten Bauablauf lähmte; zahlreiche Nachtragsangebote aufgrund von Massenmehrungen, Nachgenehmigungen von Haushaltsmitteln, Nachbeauftragungen und nachdem aus rund 100tsd. Euro Fachwerksaneriung schon über 220tsd. Euro geworden sind schlich sich schließlich und sicher auch verständlicher Weise Misstrauen in die Maßnahme ein. Dazu wurde der Druck hinsichtlich der Fertigstellung nicht geringer, da der Verlust von Fördergeldern ins Haus stand. Und wenn dann mal der Wurm drin ist... dann gibt es noch politische Wahlen und dann einen neuen Bürgermeister und dann wird halt mal aufgeräumt; mittlerweile schreiben wir schon 2021!
Beim Aufräumen hat es dann schließlich auch mich erwischt; nicht ganz unberechtigter Weise! Der Projektdruck anderer Baustellen hat uns kaum Luft gelassen und mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 konnten wir uns nicht mehr vor Arbeit retten, Baustellen liefen ungehindert weiter und das Büro befand sich eher gelähmt im Homeoffice-Delirium. Unsere Art zu Arbeiten hat sich zudem in den vergangenen Jahren sehr verändert. Wir verstehen uns heute vielmehr als Weichensteller für ein Projekt oder eine Baustelle als der allzeit verfügbare Koordiantor oder gar Bauleiter im Sinne des Architektengesetzes und der HOAI. Diese Transformation hat es uns nicht so richtig möglich gemacht uns so ordnungsgemäß um das Projekt zu kümmern, wie es die Aufgabe gewesen wäre. Dennoch konnten wir durch unsere Planung und Ausschreibung das ehemalige Amtshaus maßgeblich mitgestalten. Im Innenausbau haben wir das Projekt im März 2021 nach gütlicher Einigung verlassen und sauber an einen öffentlich in den Dienst gestellten Architekten übergeben, der das Haus schließlich 2022 fertigstellen und in die Nutzung nehmen konnte.
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